„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“
Albert Einstein
Bsssssss... und klatsch!
„Eine weniger“, denkt man sich und wischt die nervtötende Mücke vom Arm.
Die Stechmücke ernährt sich vom Blut anderer Lebewesen – und zählt damit zu den Parasiten unter den Insektenarten. Einige ihrer Kollegen hingegen fressen hemmungslos Pflanzen, die in der Landwirtschaft angebaut werden – und sind somit Schädlinge.
Also: Ein paar weniger – kein Drama, oder?
Der Bestand an Fluginsekten ist in den letzten 27 Jahren um mehr als 75 Prozent zurückgegangen.
40 Prozent der Insektenarten in Deutschland sind vom Aussterben bedroht. Knapp 8000 stehen allein in Deutschland auf der Roten Liste, die Hälfte von ihnen ist ernsthaft bestandsgefährdet.
Wirklich kein Drama?
Unsere Natur ist ein filigranes und komplexes Meisterwerk, das sich nur durch die Wechselwirkung vieler einzelner Komponenten zu dem entfalten kann, das uns – als Teil der Natur – zum Überleben verhilft. Der Insektenmangel trifft dieses Gleichgewicht ganz empfindlich:
Haben Sie Hunger?
Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass nahezu 90 Prozent aller Blütenpflanzen von der Bestäubung durch Tiere abhängig sind. Das bedeutet: Unsere Ernährungssicherheit hängt von den kleinen Tierchen ab.
Ohne Insekten kein Brot, kein Obst, kein Gemüse. Keine Burger übrigens auch, denn raten Sie mal, wovon sich Kühe ernähren?
So einfach ist das.
Bekommen Sie Luft?
Was wachsen soll, braucht aber auch guten Boden: Gemeinsam mit Mikroorganismen sorgen Insekten dafür, dass das Erdreich überhaupt fruchtbar ist, indem sie es auflockern und aufbereiten.
Das machen Insekten auch und ganz besonders in unseren Wäldern: Gerade hier sorgen sie für einen funktionierenden Kreislauf, denn der Nährstoff- und Energiehaushalt des Waldes hängt untrennbar mit der Leistungsfähigkeit von Insekten zusammen.
Nur durch Insekten wird altes Pflanzenmaterial so aufbereitet, dass es dem Wald zum Wachsen und Gedeihen wieder zur Verfügung steht. Als „Waldpolizei“ sorgen sie für das Absterben kranker und toter Pflanzen und dafür, dass der Wald widerstandsfähig und vital bleibt. Der Wald stirbt ohne Insekten, und das bedeutet für uns: Dass wir sehr bald auch sterben, weil wir keine Luft mehr bekommen.
Übrigens sind auch ungefähr 80 Prozent aller Bäume und Sträucher in unseren Wäldern auf die Fremdbestäubung durch Insekten angewiesen, das Thema spielt also nicht nur in der Landwirtschaft eine Rolle.
Und sonst so?
Insekten verhelfen aber nicht nur uns zum Essen – sie lassen sich auch fressen, und zwar nicht zu knapp: Vögel, aber auch Igel, Frösche, Eidechsen oder Mäuse ernähren sich von Insekten. Und ja, wir brauchen Vögel. Und Igel, Frösche, Eidechsen und Mäuse. Warum, erörtern wir in einem späteren Beitrag.
Noch bis zum 11. August findet die bundesweite Zählaktion "Zählen, was zählt" des NABU statt. Eine Stunde lang können Teilnehmer in einem Umkreis von 10 Metern alle Insekten, die beobachtet werden, zählen. Alle Meldungen und weitere Informationen auf www.insektensommer.de und mit der NABU-Insektenapp.
Es ist recht offensichtlich – ohne Insekten ginge es uns ganz schön schlecht.
Aber was können wir denn nun für die kleinen Krabbeltierchen tun? Mit unseren paar Quadratmetern Garten hinten am Haus in der schönen Gartenstadt Reform?
Ziemlich viel, ehrlich gesagt: Die Fläche aller Privatgärten Deutschlands ist in etwa halb so groß ist wie alle Schutzgebiete Deutschlands zusammen. Das macht deutlich, wieviel Potential in jedem einzelnen Quadratmeter Garten steckt.
Naturnahes Gärtnern ist überhaupt nicht schwer – ganz im Gegenteil! Es bedeutet: Vorsätzlich faul sein zu dürfen...
Eine insektenfreundliche Wiese muss nämlich nicht einmal wöchentlich gemäht werden.
Eine Totholzhecke muss nicht zweimal im Jahr gestutzt werden.
Ein Insektenhotel ist schnell aufgestellt, ebenso wie eine kleine Insektentränke.
Die Fläche aller Privatgärten Deutschlands ist in etwa halb so groß ist wie alle Schutzgebiete Deutschlands zusammen. Das macht deutlich, wieviel Potential in jedem einzelnen Quadratmeter Garten steckt.
Und ein Wildstaudenbeet im Vorgarten sieht nicht nur hübscher aus als eine Kieslandschaft des Grauens, es hält das Wasser im Boden und die Hitze fern – ganz im Gegenteil zu den geschotterten Flächen.
Im Sonnenschein erhitzt sich der Kies auf extreme Temperaturen – selbstverständlich wird man hier kein einziges Insekt finden. Eine Zeitersparnis hat man durch den Steinhaufen auch keineswegs, denn auch Kiesflächen brauchen Pflege. Über kurz oder lang schlagen umherfliegende Unkrautsamen zwischen den Steinen Wurzeln. Kiesschüttungen gelten aber nicht als gärtnerisch genutzte Fläche, was bedeutet: Chemische Pflanzenschutzmittel dürfen hier nicht eingesetzt werden. Dann ist es schnell vorbei mit dem Traum vom Vorgarten, der keine Arbeit macht.
Ist Ihnen heiß?
Einen nicht zu unterschätzenden Aspekt des Insektenschutzes stellen übrigens Bäume dar, wussten Sie das?
Eine einzelne Eiche bietet einer unfassbaren Anzahl Insekten die Lebensgrundlage. Etwa 400 Schmetterlings- und mehr als 70 Käferarten leben direkt oder indirekt an und von ihr, dazu noch Dutzende Zweiflügler und Hautflügler. Mehr als dieser Baum schafft kaum eine andere Pflanze.
Wenn Sie keine Lust haben auf eine Eiche im Garten: Auch manche nichteinheimische Baumarten sind in der Lage, unserer Insektenwelt ein Zuhause zu geben: Versuchen Sie es mal mit Amberbaum, Baummagnolie, Ginkgo oder Japanischer Zelkove.
Abgesehen davon verdunstet ein ausgewachsener Laubbaum an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser. Mit einem Kronendurchmesser von gerade einmal 15 Metern schafft es ein einziger Laubbaum, eine Fläche von 160 qm mit seinem Schatten zu kühlen. Versuchen Sie das mal mit einem Sonnensegel oder Ventilator.
Und denken Sie daran, falls Sie demnächst mit einem Hitzschlag per Hubschrauber in die Notaufnahme geflogen werden: Helikopter verdanken ihre Flugfähigkeit der Bionik, einer Wissenschaft, die sich Erkenntnisse von Naturphänomenen zunutze macht und auf die Technik überträgt. In diesem Fall waren es Libellen, deren Flugeigenschaften auf die Rotoren übertragen wurden.
Libellen sind übrigens: Insekten.
Quellen:
https://www.baumpflegeportal.de/aktuell/lebensraum-baum-wurzel-stamm-krone/
https://www.oekoleo.de/artikel/kleine-tiere-grosse-leistung-insekten/
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/tiere/insekten/22623.html
https://www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/natur-tiere/warum-insekten-so-wichtig-sind-33426
http://www.uni-goettingen.de/downloads/wissenschaftsmagazin/ausgabe_2002_1/leben_und_raeume.pdf
http://www.naju-wiki.de/index.php/Lebensraum_Baum
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/a60_die_eiche-el_dorado_fuer_insekten.pdf
https://www.sdw.de/waldwissen/baeume-in-der-stadt/index.html
https://www.nabu-leipzig.de/projekte/buntes-grün/baum-statt-bäumchen/
https://www.foerderer-der-gartenkultur.de/beiträge/83-die-spur-der-steine.html