„Menschen im vorgerückten Alter und der Fürst Potemkin haben schon immer gewußt, daß die Fassade wichtiger ist als die Konstruktion.“
frei nach Anton Pawlowitsch Tschechow
Ein Spielplatz wird gebaut - und bezahlt von Steuergeldern.
Koordiniert und organisiert sowie bewirtschaftet wird das von der Verwaltung - die aus Steuergeldern bezahlt wird.
Eröffnet wird der Spielplatz dann von einem Oberbürgermeister (und wahrscheinlich einigen Stadträten) - bezahlt von Steuergeldern.
Über den Eröffnungstermin wird die Presse vorab informiert, damit sie schöne Fotos von der Eröffnung machen kann. Und von den Würdenträgern, die - wie der Spielplatz - bezahlt werden... na, Sie wissen, wie der Satz endet.

Gute Ideen und was man daraus macht.
Währenddessen engagiert sich in unmittelbarer Nähe des „Keltischen Dorfes“, so der Name des Spielplatzes, ein Nachbarschaftsverein, der „Barbaraplatz e.V.“
Ehrenamtlich, was im wesentlichen bedeutet: Unbezahlt und in der Freizeit, denn irgendjemand muss ja schließlich arbeiten gehen, um: Na? - Genau. Steuergelder zu erwirtschaften.
Es gibt Vandalismusschäden schon in der Bauphase des Spielplatzes, die Nachbarschaft möchte die Freude am neuen Areal lange erhalten und sich dafür engagieren.
Eine Spielplatzpatenschaft wird von der Verwaltung vorgeschlagen und vom Verein beschlossen – im schriftlichen Umlaufverfahren wegen der pandemischen Lage und des daraus resultierenden Gebots, Versammlungen zu vermeiden, ein logistischer Großaufwand, aber zu bewältigen.

Anders als mit der Verwaltung verabredet erfährt der Verein jedoch nur zufällig, zwei Tage vorher, aus der Presse von der Eröffnung. Diese soll an einem Wochentag in den Sommerferien, 14:00 Uhr stattfinden - ein Zeitpunkt, der in der Wahrnehmung berufstätiger Eltern nochmals die „bürgerfreundliche und -interessierte“ Haltung der Verwaltung zum Ausdruck bringt.
Darüber hinaus wird dem Verein auf Nachfrage mitgeteilt, dass Bürgerbeteiligung bei der Eröffnung gar nicht angedacht oder erwünscht sei – „aus pandemischen Gründen“, was angesichts voller Restaurants, Freibäder und einer sinkenden Inzidenz bei 1,3 in Magdeburg (derzeit: 1 neuer Fall seit 23.07.) wie eine traurige Ausrede klingt..
Es wird dem Verein ein späterer Termin angeboten: Selbstverständlich könne hierfür weder die Teilnahme des Oberbürgermeisters oder der Presse garantiert werden.
Ehrenamtliches Engagement und Wertschätzung

Von Häuptlingen, dem Himmel und dem Ende von allem.
Der Häuptling des gallischen Dorfes, Majestix, fürchtete nichts mehr, als dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt.
Das potemkinsche Dorf fällt zusammen, sobald sich die Entourage hinreichend von den Kulissen hat blenden lassen.
Was die Zukunft des keltischen Dorfes anbelangt, ist von Seiten des Nachbarschafts- und Bürgervereins klar: Wir freuen uns darauf, es zu erobern – mit oder ohne Patenschaft.

Ans Erobern sind die Kelten gewöhnt – bei allem Widerstand wurden sie schlussendlich von den Römern besiegt, unterworfen und assimiliert.
Die Römer allerdings gingen schließlich auch zugrunde.
Manche Historiker sagen: Begründet lag das auch im Versagen ihrer Verwaltung.